Ich war im Job als städtischer Gärtner unterwegs. Meine Tour führte alltäglich auf den sogenannten "Bauhof" vorbei, wo sämtliche Materialien lagerten und Müll entsorgt wurde. Es war Anfang Mai, ein warmer sonniger Frühjahrstag, mit herrlichem Vogelgezwitscher - einfach T-Shirt-Wetter. Ich drehte meine Runde im zuständigen Revier und mußte Müll auf dem Bauhof entsorgen, der normalerweise in einem 30 Kubimeter-Container landet. Da dieser Container schon überlief, sammelte sich der Müll bereits davor. Da ich jemand bin, der einfach alles gebrauchen kann was noch wiederverwendbar ist, und die Leute einfach alles wegschmeißen was Ihnen im Weg ist, stöberte ich gerne in solchen Haufen herum.

Und da lag er. Auf der Seite, halb von Müllsacken verdeckt, die Deichsel in die Luft gestreckt:

Mir war sofort klar, daß dieser von mir gerettet werden wollte - vor der Müllverbrennung, vor dem sicheren Tot!!!

Also befreite ich den Bollerwagen von den Müllsäcken, faßte zum ersten Mal die Deichsel an, und drehte ihn vorsichtig auf alle vier Räder. Bei der Begutachtung stellte ich fest, daß eine einzige Schraube an der hinteren Deichsel fehlte. Somit war der Bollerwagen nicht mehr fahrbereit, aber an der Schraube sollte es nun wahrlicht nicht scheitern.

Mit einem Kollegen zusammen lud ich den Bollerwagen dann auf unseren Pritschen LT, und es ging ersteinmal zum Revierplatz wo der Bollerwagen dann von mir genauer untersucht wurde und schließlich einen Platz in der Garage fand.

Das war ein nichtalltäglicher Fund, und irgendwie war ich richtig gut drauf, so sehr freute ich mich über den Bollerwagen. Meine Gedanken kreisten die nächsten Tage nur um ein Thema. Ich hatte die Idee, mit meinem besten Freund Kay, am Vatertag etwas besonderes zu unternehmen. Nur so 'ne richtige Idee hatten wir bis dahin nicht. Nun allerdings schoß es mir durch den Kopf!

Ich hatte eine Idee, die, wie sich später herausstellen sollte, unser Leben veränderte!

Am Abend rief ich Kay an, und sagte ihm, "daß ich weiß was wir am Vatertag machen". Kay war nicht wirklich gut drauf, fragte dann aber doch, was ich für eine Idee hätte. "Wir machen eine Bollerwagen-Tour" meinte ich. "Eine was? Eine Bollerwagen-Tour???", bekam ich zurück. Okay, Kay war nicht wirklich begeistert und stand meinen Vorschlag skeptisch gegenüber, weil er sich bis dahin nichts genaues darunter vorstellen konnte. Ich erzählte also von meinem Fund und wie ich mir alles so vorstellte.

Mein Vorschlag war, daß wir ganz einfach zwei Kisten Bier auf den Bollerwagen stellen, mit der U-Bahn zum Hafen Fahren, und uns dann einen schönen Tag machen. Kay sollte eine Nacht über alles Schlafen und drüber Nachdenken.

Und so telefonierten wir am nächsten Tag. Kay hatte keinen besseren Vorschlag, und sagte somit der Bollerwagen-Tour zu. Allerdings war ernoch immer skeptisch, weil er nicht wußte was ihn erwartet. Das allerdings wußt auch ich bis dahin nicht.

Der Bollerwagen hatte nur eine einfache Holzdeichsel ohne Griff. Die Zeit war knapp, um den Bollerwagen für die erste Tour fit zu bekommen. In meiner Not griff ich zu den einfachsten Utensilien die mir über den Weg liefen, um einen Griff herzustellen. Ich nahm einfach ein altes Staubsaugerrohr, sägte es auf Grifflänge ab, schraubte einen Streifen Lochbandeisen an den Bollerwagen und bog es um das Rohr. Fertig war der Griff, um den Bollerwagen ziehen zu können. Einfach aber praktikabel, dachte ich mir.

Richtig angespannt war ich, und konnte es kaum erwarten, daß unsere erste Tour endlich beginnt.

Augen und Ohren zuhause galten den Wettervorhersagen. Sonne und trocken wollten wir es haben. Der Wetterbericht lies Gutes verheißen, was die Stimmung unterstützte. Und dann war es endlich soweit - der Tag an dem es los ging zur:

1. BOLLERWAGEN-TOUR AM 16. MAI 1996...